Naturburschen und -mädeln haben von kleinauf eine enge Beziehung zu Tieren, Pflanzen oder Steinen, manchmal sogar zu Wesenheiten, die die Naturkräfte symbolisieren.
Alle Menschen besitzen diesen Bezug in der einen oder anderen Form - aber dieser Archetyp steht für eine lebenslange und essentielle Verbindung mit Flora und Fauna. Ohne sie würde sich dieser Mensch nicht mehr wie er selbst fühlen. Aus der engen Beziehung zu Natur bezieht dieser Archetyp seine individuellen Talente, die er den Menschen bringt.
Die archetypischen Lektionen
Das Wesen aller Archetypen ist, dass sie beide Seiten einer Medaille in sich tragen. Wer sich einem Archetypen verbunden fühlt, erkennt nicht nur dessen helle, sondern auch die schwierigen Aspekte in seinem Leben wieder.
Die Lebenserfahrungen eines Naturburschen beinhalten unter Anderem die folgenden Pole:
Welche Schätze er hebt
Er steht für die Kraft eines Menschen,
sich immer wieder an der Schönheit der Natur zu erfreuen und zu erfrischen.
Sein Blick auf die Umwelt vermag ihn selbst und andere wieder in einen Zustand von Unschuld, Staunen und Achtung zu versetzen.
Naturburschen/-mädeln sind eng mit dem Archetyp des inneren Kindes verbunden (das jeder Mensch in sich trägt).
Diese Kombination - das "Blumenkind" - ist eine liebliche, erfrischende, zauberhafte Kraft, die in dunklen Lebensbereichen auf den Plan treten kann, um neue Hoffnung und Leichtigkeit zu sähen.
Welchen Drachen er begegnet
Der Draht zur Natur kann als Flucht vor menschlicher Nähe, Verantwortung oder Problemen missbraucht werden.
Häufig fällt die Kommunikation mit Menschen um einiges schwerer als etwa mit Tieren (was zum Vorteil werden kann).
Paradoxerweise kann gerade dieser Archetyp den Drang verspüren, das so Geliebte zu verletzen: Tierquälerei, Umweltverschmutzung usw.
Da dieser Archetyp eine enge Verbindung zum kindlichen Aspekt eines Menschen hat, gibt es hier einige Lektionen, die er mit dem "Kind" teilt: Ohnmacht und Verletzlichkeit zu verarbeiten: etwa wenn Tiere gequält werden oder die innige Beziehung zu Natur & Tieren belächelt und abgewertet wird.
Archetypische Partner
Einigen der folgenden Archetypen werden Naturmädeln und -burschen immer wieder begegnen. Sie helfen, die eigene Kraft zu entdecken und zu verfeinern. Vielleicht aber übernehmen wir selbst die Rolle eines solchen Partners für diesen Archetypen.
"Mutter" & "Vater"
Diese Partner sind nicht zwangsläufig die leiblichen Eltern. Wesentlich ist, dass sie dem kindlichen Aspekt dieses Archetypen Lektionen des Förderns und Nährens, des Kontrollierens und Manipulierens bereitstellen.
"Lehrer"
Er bringt Lektionen des Verfeinerns (Charakter, Wahrnehmung und Fähigkeit des Archetypen) und der Anleitung, genauso wie Lektionen der Kontrolle und Manipulation.
"Totem"
Ein Totem ist Sinnbild der eigenen Kraft und kann führen, leiten und unterrichten. Totems können Tiere, Pflanzen, Steine oder Naturgeister sein.
Kombinationen mit anderen Archetypen
... mit sozialen Archetypen
Sehen in der Natur ein Vorbild für soziale Ordnung. Setzen sich für deren Schutz ein, oder heilen mit ihrer Hilfe: "Blumenkinder" der 60ies ("Rebellen mit Blumen" als Symbol von Freiheit, Frieden, Unschuld), Öko-Aktivisten, Tier-Flüsterer und -Heiler.
... mit Archetypen der persönlichen Ermächtigung
Sehen die Natur als Vorbild und Lehrer, um über sich hinauszuwachsen, z.B.: Heinrich Harrer (verbindet Pionier, Athlet, Forscher, ...), Ana Forrest ("Yoga-Kriegerin", enge Verbindung zu Wüste und Wildnis).
... mit künstlerischen Archetypen
Sehen in der Natur eine inspirierende, transzendente Kraft, die ihr Schaffen durchdringt. Z.B.: Hans Christian Andersen (Schriftsteller), Andy Goldsworthy (Natur-Künstler).
...mit spirituellen Archetypen
Mönche und Nonnen, Mystiker und Theologen, die die Natur als Kirche ansehen und als göttliches Geschenk achten.
z.B. in Europa: Franz von Assisi, Hildegard von Bingen.
Als Archetyp von Völkern & Nationen
Nicht alle, aber viele indigene Völker zeichnen sich durch ihre Naturverbundenheit aus. Sie sehen sich als Kinder und Hüter der Erde und all ihrer Bewohner: z.B. die meisten Indianergruppen Nord- und Südamerikas, die Aborigines in Australien, die Bishnoi in Indien, u.v.m.
Aber auch in hochtechnisierten Kulturen ist dieser Archetyp nicht unterzukriegen - er zeigt sich in einem anderen, vielleicht weniger offensichtlichen Gewand.
Hier zwei Beispiele von vielen:
Nationalhymnen beziehen sich häufig auf die Landschaft und verbinden sie mit den Werten ihrer Bewohner. Einige Länder definieren sich in ihren Hymnen vor allem über die Liebe zur Natur, darunter z.B. besonders Tschechien, aber auch die Schweiz, Norwegen, Schweden, Finnland und (zumindest in der ersten Strophe): Österreich. Im interessanten Kontrast dazu etwa die Hymnen von: Großbritannien, Frankreich, Irland, Deutschland,...
Das Naturkind als Stammes-Archetyp kann auch in der Politik oder Wirtschaft eines Landes Fuss fassen. Die skandinavischen Länder sind in jedem Fall Vorreiter auf diesem Gebiet. Auch Österreich legt in vielem einen Schwerpunkt auf "Naturbelassenheit", Umweltschutz und ähnliche Themen, der für wenig Länder typisch ist (über die Umsetzung lässt sich natürlich streiten).
Auch die Auslegung der Nationalflagge kann Aufschluss über einen National-Archetypen geben. Bleiben wir im Norden: die Schweden sehen ihre Flagge z.B. gerne vor der Haustür wehen - doch der Nationalstolz bezieht sich hier nicht auf Tugenden oder Werte, sondern auf die Farben des langersehnten Sommers: das Blau des Himmels und das Gelb der Butterblumen. Ein wahres Fest für Naturkinder!
In Märchen & Mythen
Eine kleine Auswahl:
Merida (Pixar-Film)
Rebellin mit Bezug zu Pferd und Bär. Die Natur verkörpert hier: Freiheit, Stärke, wilde Schönheit.
Däumelinchen
Heiß ersehntes Kind, wird in einer Blume geboren und wird am Ende zur Königin der Blumen.
Siegfried
Held und Naturbursche, wird in der Oper von einem Vogel beraten.
Chloris (gr.), Flora (röm.)
Verführerische Göttin der Blumen und des Frühlings, bringt mit ihrem Gemahl Zephyr neues Leben.
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